Vertraut man der Mehrheit der deutschen Online- und Offlinemedien, ist ein nachträgliches entfernen von missbräuchlich angelegten Benutzerprofilen in den großen Web 2.0 Portalen unmöglich. Es wird damit argumentiert dass die Betreiber und Server ihren Sitz in fremden Ländern (z.B. Seychellen) haben und somit eine gewisse “Rechtsneutralität” genießen. Ein positiv verlaufendes Beispiel der Bekämpfung von Identitätsmissbrauch kann ich vom Microblogging Portal Twitter berichten.

Bei der Suche nach meinem eigenen Namen stieß ich auf das Twitterprofil eines deutschen Gelegenheitsbenutzers der hauptsächlich über Justin Bieber und ein Onlinespiel namens “Panfu” twitterte. Merkwürdig erschien mir dass ich bei der Sucheingabe auf dieses Profil stieß, zumal das gewählte Pseudonym keinen Rückschluß auf meinen Namen zuließ. Bei genauerem hinsehen fiel mir auf, dass als Realname mein Name eingegeben wurde. Da dies Fehlrückschlüße mit sich bringen könnte, nam ich mir die Zeit den Twittersupport über die Problematik zu informieren.
Die Möglichkeit der Kontaktaufnahme mit dem Support von Twitter findet sich versteckt auf den Hilfeseiten des Dienstes. Es gibt dort ein Kontaktformular in das man seine Probleme hineinschreiben kann – es wird im Vorfeld entschuldigt dass es keinen deutschen Support gibt und man sein anliegen somit auf Englisch formulieren muss.
Als Antwort erhielt ich zunächst eine automatisierte Antwort dass mein Anliegen eingegangen ist, aber erst aktiviert werden müsste. Um dies zu tun musste ich auf die Email antworten und ggf. mein Problem erneut schildern, sofern ich das nicht bereits im Formular getan hätte.
Circa drei Stunden später erhielt ich eine Antwort des Supports mit einer Mail die darüber aufklärt dass nicht jeder Identitätsmissbrauch auch verfolgt wird, da z.B. Parodien auf Menschen des öffentlichen Lebens ausdrücklich erlaubt sind! Nun bin ich keine berühmte Person, also räumte man mir die Möglichkeit ein einen Realname, die URL des schädigenden Tweets und ggf. den eigenen Twitternamen zur Prüfungen zurückzuschicken.
Am nächsten Tag bestätigte mir der Support den Erhalt der Daten und verlangte eine detaillierte Schilderung der Problematik.
Noch am selben Tag erhielt ich eine weitere Benachrichtigung dass man mir die Möglichkeit gibt den Tweet entfernen zu lassen. Um den Vorgang abzuschließen wurde ich also gebeten eine Kopie meines Personalausweises, und die interne Vorgangsnummer an eine US-amerikanische Faxnummer zu schicken. Vielleicht werden die meisten Benutzer hier etwas zögern, aber der Support gibt freundlicherweise den Hinweis dass es kostenfreie Online-Faxanbieter gibt (z.B. faxzero.com), mit denen man die Legitimation abschicken kann. Ein kleiner Hinweis am Rande: für Spam und Scam ist das unbedenklich, aber für persönliche Unterlagen empfehle ich eher auf einen kommerziellen Faxdienst zurückzugreifen!
Einen weiteren Tag später teilte mir der Support den Eingang meines Fax mit. Das Ergebnis dieses Falles: das Benutzerprofil wurde gelöscht (siehe Screenshot).
Hello,
Thank you for providing this information. We have removed the reported profile from circulation due to violation of our Terms of Service regarding impersonation. Your faxed ID has been shredded.
Thanks,
TheCaptain
Twitter Trust and Safety
Es geht also doch: vielen Dank Twitter Support!