Im Zeichen der Solidarität: Ein Abstecher nach Heidenau

Anfang 2014 schaute die Welt hilflos zu, als es in Kiew während der Maidan-Ausschreitungen zu schweren Gefechten zwischen Polizei und Regierungsgegnern kam. Ich lernte damals eine (weitere) wichtige Lektion in Bezug auf Rundfunk, Presse und Medien: In Deutschland wurde verhalten und stets stark verzögert über die Ereignisse berichtet. Auf Twitter und Liveleak poppten dagegen im Minutentakt Bilder, Textmeldungen und Videos auf. Fernsehsender wie Al Jazeera und RT (ehem. Russia Today) zeigten zudem nachts ungeschnittene Live-Übertragungen.

Als es im August 2015 zu fremdenfeindlichen Ausschreitungen und Gewalt gegen Flüchtlinge in Heidenau bei Dresden kam, konnte und wollte ich, anders als in 2014, mir ein eigenes Bild der Lage machen. Für den 29.08.2015 war eine Demo in Dresden angesetzt („Heute die Pogrome von morgen verhindern!“), bei der im Vorfeld unklar war ob sie stattfinden durfte und an der ich unbedingt teilnehmen wollte.

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Einmal quer durch Deutschland, bitte.

Meine Reise begann am 29.08.2015 um 2 Uhr nachts. Ich hatte am Tag zuvor, einem Freitag, einen Kundentermin gehabt, von dem ich nachdenklich zurückkam und beschloß, in der Nacht nach Dresden zu fahren. Mein liebe Freundin quälte sich ebenfalls aus dem Bett und machte mir, während ich duschte, im Halbschlaf einen Kaffee. Immerhin schaffte ich es dann um 2:30 Uhr endlich im Auto zu sitzen – Auf nach Dresden!

Über Autobahnen bei Nacht brauche ich keine großen Worte zu verlieren: Die Fahrt war stinklangweilig. Ich hatte nur die „Stadium Arcadium“ der Red Hot Chilli Peppers dabei, die inzwischen zum dritten mal lief. Auch war es zu dunkel, um auch nur irgendetwas Sehenswertes von Ostdeutschland zu sehen. Zwischen Göttingen und Leipzig wurde die Sicht aufgrund von Nebel derart knapp – wohl unter 50m – dass ich jeden Autofahrer verfluchte, der ohne Nebelschlussleuchte fuhr. Genau so hatte ich mir „Dunkeldeutschland“ vorgestellt: Dunkel. Nebelig. Kalt.

Bei Trebsen/Mulde kam der Verkehr schlussendlich zum Stillstand. Im Rückspiegel reihten sich die LKW, die ich wenige Minuten zuvor noch überholt hatte. Die meisten LKW-Fahrer stiegen aus, um zu schauen, was die Ursache des Staus ist. Polen, Tschechen, Niederländer und Deutsche stehen also um 07:00 Uhr morgens auf der A38 und trinken gemeinsam Kaffee. Quasi ein Völkerverständigungsstau. Ob das ein Zeichen ist?

Interkultureller Spaziergang auf der A38.
Interkultureller Spaziergang auf der A38.

Gegen 08:00 Uhr war ich endlich in Dresden. Ich entschied mich für ein Hotel in Bahnhofsnähe, das zu der Uhrzeit bereits Zimmer verfügbar hatte und legte mich erstmal etwas hin.

"Zeitloser Chic."
„Zeitloser Chic.“
Ist das Kunst?
Ist das Kunst?
Isst das ernsthaft jemand zum Frühstück?
Isst das ernsthaft jemand zum Frühstück?
Kaffee Hag mit musikalischer Untermalung (Greensleeves instrumental, 90er-Version)
Kaffee Hag mit musikalischer Untermalung (Greensleeves instrumental, 90er-Version)

Dresden ist eine schöne und opulente Stadt, mit einem unverwechselbaren Charme. Ich nutzte die Zeit vor der Demonstration und machte einen Abstecher in die Innenstadt.

Yeah, der Wurst-Achim!
Yeah, der Wurst-Achim!
Sozialistischer Baustil? Mir gefällt's.
Sozialistischer Baustil? Mir gefällt’s.
Gehweg from hell.
Gehweg from hell.

Bis 14 Uhr, dem offiziellen Start der Demonstration, vertrödelte ich meine Zeit zwischen Dresdner Innenstadt und Hotel. Am Abend zuvor hatte ich mir eine Stencil-Schablone gebastelt, mit der ich etwas Unterbodenschutz auf ein Stück Stoff auftrug. Alles sehr provisorisch, aber es erfüllte seinen Zweck. Immerhin war ich angereist, um Solidarität zu zeigen.

"Mönchengladbach gegen Rechts" war mir zu lang :)
„Mönchengladbach gegen Rechts“ war mir irgendwie zu lang :)

Am Bahnhof von Dresden trudelten die ersten Demonstranten ein. Ein Lautsprecherwagen stand vor dem Haupteingang und wurde mit Fahnen geschmückt. Einige Demonstraten hatten mit Edding eine Telefonnummer auf ihren Arm geschrieben. Ich fragte jemanden was das sei und bekam die Antwort: „Falls du Festgenommen wirst!“

Soso, der Ermittlungsausschuss.
Soso, der Ermittlungsausschuss.
Gegen 14 Uhr am Dresdner Bahnhof.
Gegen 14 Uhr am Dresdner Bahnhof.
20 Minuten später.
20 Minuten später.

Ein LKW schob sich durch die dichte Menge und öffnete seine Ladeklappen. Das Organisationsteam baute darauf Turntables, Lautsprecher und Mikrofonanlage auf. Gegen 15 Uhr ging es dann endlich los. Herr König, der Jugendpfarrer aus Jena und gleichzeitig Demonstrationsleiter, plärrte in breitem Sächsisch durch die Lautsprecheranlage dass die Menschen vor seinem Fahrzeug beiseite gehen sollen („Jetz‘ macht doch mal Platze! Leute! Das ist kein Renterumzug!“). Er fluchte und meckerte und vergaß dabei immer wieder das Mikrofon abzuschalten. Der Stimmung tat das gut – viele lachten über seine Mundart.

Vor dem UFA-Kristallpalast.
Vor dem UFA-Kristallpalast.
Menschen everywhere.
Menschen everywhere.

Die Parolen der Demonstranten lauteten u.a.: „Say it loud, say it clear: Refugees are welcome here!„, „Alerta Alerta Antifascista!„, „Nazis in die Elbe!“ usw. Vorallem der sogenannte „Schwarze Block“, der weit vorne der Demonstration ging, brüllte lautstark durch Dresden.

Immer mehr Menschen schlossen sich spontan an. Asiatische Touristen winkten und machten Fotos. Einheimische standen an den Fenstern und schauten wortlos zu. Die Parole „Bürger lasst das Glotzen sein – reiht euch in die Demo ein!“ forderte sie auf, mitzumachen. Die Polizei zählte inzwischen 5000 Teilnehmer.

Ich ging eine ganze Weile neben einem älteren Rollstuhlfahrer, der seinen elektrischen Rollstuhl geschickt durch die Menschenmenge manövrierte. Vereinzelt sprach man mich auf den Stofffetzen auf meinem Rucksack an.

Tolle Stimmung, tolles Wetter!
Tolle Stimmung, tolles Wetter!

Immer wieder versuchte ich einen Blick nach Hinten zu erhaschen, aber die Menschenmenge wurde irgendwann so groß, dass ich weder das Ende noch den Kopf der Demo sah. Vor der Sächsischen Staatskanzlei und dem Polizeipräsidium folgten jeweils Kundgebungen auf Deutsch und Englisch. Die Stimmung war gigantisch und glich bei dem perfekten Sommerwetter eher einem „Umsonst und Draußen“-Festival. Über die Lautsprecher lief Ton Steine Scherben („Die letzte Schlacht gewinnen wir!“). Kinder spielten auf den Verkehrsinseln und mampften Eis aus dem naheliegenden Supermarkt.

Kundgebung mit Bildfehler :(
Kundgebung mit Bildfehler :(
Sächsische Landespolizei.
Sächsische Landespolizei.
Einfach nur "Wow!"
Einfach nur „Wow!“
Dresden auf andere Art und Weise kennenlernen.
Dresden auf andere Art und Weise kennenlernen.

Um ca. 17:00 Uhr erreichte die Meute den Bahnhof Neustadt, wo verkündet wurde, dass das Versammlungsverbot von Heidenau per Eilverfahren aufgehoben wurde. Herr König riet allen Anwesenden, weitere Anweisungen abzuwarten, bis man der Polizei ein Demonstrationskonzept vorgelegt hätte. Von Alleingängen sei Abstand zu nehmen – „Wir können eure Sicherheit sonst nicht gewährleisten!“). Die Neonazis von Heidenau seien wohl ebenso gut organisiert und bereits unterwegs. Shit gettin‘ serious.

In der Zwischenzeit wurde der Lautsprecher-LKW umfunktioniert zur Bühne. Es trat ein Rapper-Duo („Zugezogen Maskulin“) auf. Später sollte Max Herre folgen.

Ich suchte den Kontakt zu einem Polizisten der Hundertschaft und fragte ihn nach seiner Einschätzung zu der Sicherheitslage. Er wirkte etwas verwundert von meiner Frage und erklärte mir, dass er selber nicht aus der Gegend kommt, legte mir aber nahe nicht mit meinem PKW anzureisen, sondern mit dem Zug, der später bekannt gegeben werden sollte. Dadurch entstünde eine kontrollierbarere Gruppe für die Polizei. Die Leitstelle arbeite bereits in Hochtouren an einem Plan, die Sicherheit zu gewährleisten. Wir redeten noch kurz darüber, dass bei ihm und seinen Kollegen etwas Unmut gegenüber der Veranstaltung bestünde, da man ihnen das dienstfreie Wochenende gestrichen habe und verabschiedeten uns.

Zugezogen Maskulin vor dem Bahnhof Neustadt.
Zugezogen Maskulin vor dem Bahnhof Neustadt.

Der Zug ging, soweit ich mich erinnere, um 18:30 Uhr. Vermutlich war ich der Einzige, der sich zuvor noch im DB-Shop ein Stempelticket gekauft hatte. Zumindest erntete ich etwas (freundlichen) Spott.

Im Zug lernte ich einen Demonstraten in meinem Alter kennen, mit dem ich mich die Fahrt über unterhielt. Er fragte mich, ob es derartige Ausschreitungen wie die Nächte zuvor, in Nordrhein-Westfalen auch gäbe. Ich verneinte und schilderte ihm meine Meinung, dass wir vom Flüchtlingszustrom noch nicht soweit sind, der Nährboden dafür aber gelegt sei. Auch erzählte ich ihm von unserem militanten Innenminister Jäger (SPD), der einen „Sonderwagen“ (ich sage: Schützenpanzer) und 1500 Polizisten zur Demonstration im Tagebau Garzweiler schickte.

Mit dem Zug nach Heidenau.
Mit dem Zug nach Heidenau.

In Heidenau herrschte eine etwas stringentere Stimmung als in Dresden. Die Vielseitigkeit der Demonstraten war plötzlich fort. Mich ließ das Gefühl nicht los, dass ausschließlich der „schwarze Block“ nach Heidenau reiste. Die Polizei zählte etwa 400 Demonstraten.

Mit Polizeibegleitung verließen wir das Gleis und versammelten uns vor dem Bahnhof Heidenau bis zum Eintreffen des Demonstrationsleiters. Viele nutzten die Zeit zur Vermummung mit schwarzen Regenjacken, Sonnenbrillen und Schlauchschals (Vermummungsverbot?). Im Vorfeld wurde erklärt, dass rechte Aktivisten Foto- und Videomaterial von linken Demonstrationen sammeln, um später die Teilnehmer zu identifizieren und diffamieren. Na Super. Als dann eine Fernsehkamera auf mich gerichtet wurde, fühlte ich mich unwohl, zumal ich mich von Vermummung und extremen linken Hasstiraden ausdrücklich distanziere.

Ich schloss mich einer kleinen Gruppe unvermummter Studenten an, die mir etwas Kohlrabi anboten. Sie waren sehr nett und fragten mich wo ich herkomme. Vorsichtig fragte ich: „Kennt ihr Mönchengladbach?“. Alle bejahten das. Immerhin hätte Mainz „uns“ vor einer Woche noch geschlagen. Aha? Nun, so ist das nunmal, wenn man in einer Fußballstadt wohnt. Eine Studentin sagte, dass sie sogar mal in Mönchengladbach war. Sie käme gebürtig aus Bielefeld („Spar dir jetzt blöde Sprüche!“).

Die Studenten kamen aus Chemnitz und waren angereist um Solidarität in Heidenau zu zeigen. Sie fragten mich wie „sportlich“ ich sei. Verwundert hakte ich nach: „sportlich?“ (und schaute beschämt auf meine Plauze) – „Ja! Laufen? Werfen? ……. Schlagen?“. Ich war kurz sprachlos und ließ ihnen eine Antwort schuldig und lenkte geschickt ab. Man berichtete mir, dass sie im Vorfeld an Kursen für Antifa-Demonstranten teilgenommen haben, bei denen man u.a. den Grundschutz gegen Festnahmen erlernt. Auch Beinklammertechniken seien dort gelehrt worden. Ich hakte wieder nach. „Na, wenn dich ein Polizist wegtragen will!“ – „Oh.“

Ich versuchte etwas Solidarität mit den diensthabenden Polizisten zu zeigen und erzählte der Gruppe von meinem Gespräch mit dem Polizisten in Neustadt, der darüber klagte, dass er bis Montag durcharbeiten muss und spielte dabei auf seine (vermutlich) niedrige Besoldungsgruppe (A3? A4? A5?) an. „So wie du habe ich auch gedacht, bis mir das erste mal ein Polizist die Nase brach.“, erzählte die Studenin aus Bielefeld. Kurz danach setzte sich der Marsch in Bewegung in Richtung Baumarkt.

Die Menschenmenge ging ruhigen Schrittes, erneut mit musikalischer Begleitung, durch Heidenau. Heidenau erinnerte mich etwas an die verschlafenen Dörfchen in der Eifel. Ein sehr ruhiges Dorf, in dem Abends die Bürgersteige erst entstaubt und danach fachgerecht hochgeklappt werden. Wie in Dresden stehen die Menschen auf den Balkonen und an den Fenstern. Anders jedoch als zuvor, waren die Parolen nun: „Scheiß Heidenau!“, „Deutschland ist scheisse – Ihr seid die Beweise“ und „Wir kriegen euch alle!“ gefolgt von Mittelfingern, gerichtet an die schweigende Bevölkerung Heidenaus. Spätestens jetzt hätte ich mir auch eine Vermummung gewünscht – Vor Scham. Diese Parolen sind zu krass. Waren das nicht die Demonstranten, die sich dagegen einsetzen alle Menschen über einen Kamm zu scheren?

Vereinzelt haben rechte Bürger den Marsch gestört, wurden aber von der Polizei (vermutlich zum Selbstschutz) sofort isoliert.

Der sagenumwobene Baumarkt in Heidenau.
Der sagenumwobene Baumarkt in Heidenau.

Die Erfahrung, zum Praktiker zu marschieren und von freudigen Flüchtlingen mit Applaus und Jubelrufen empfangen zu werden, war überwältigend. Das muss gegen 19:45 Uhr gewesen sein. Die Flüchtlinge warteten dort auf den Treppenstufen des Notausgangs und filmten und fotografierten uns. Immer wieder sprangen Flüchtlinge über den Bauzaun, der in weiße Plane eingepackt ist. Die Anlage gleicht einem Ghetto. Einer isolierten Schutzhaft.

Die Demonstrationsleitung verkündet, dass nun Zigaretten für Flüchtlinge eingesammelt werden. Eine Tüte geht an mir vorbei, in der sich lose Zigaretten befinden. Als die Tüte übergeben werden soll, schwappt die Stimmung jedoch. Der Sicherheitsdienst (Securitas) verweigert die Annahme der Tüte. Ein Demonstrant rüttelt am Zaun. Die Hundertschaft wird nervös. Über die Lautsprecher plärrt der Appell Ruhe zu bewahren. Der Sicherheitsdienst zieht unter lauten Buhrufen ab.

Flüchtlinge und Demonstraten feiern zusammen auf der Straße.
Flüchtlinge und Demonstraten feiern zusammen auf der Straße.

Immer mehr Flüchtlinge klettern von den Treppenstufen auf einen Baum und springen über den Zaun. Jeder erhält dafür einen kleinen Applaus.

Ein junger Mann geht an mir vorbei und gibt mir die Hand: „Thank you, thank you, thank you! I’m very happy to be here!“. Ich bin gerührt und frage ihn wo er her ist. „Yemen! From Yemen! But it doesn’t matter. No matter if you’re from Yemen, Afghanisaten, Iraq or Syria. We’re all brothers!“. Er bedankt sich dafür bei uns und der deutschen Regierung dass er und seine Familie hier in Sicherheit ist und geht weiter. Ich habe, glaube ich, noch nie erlebt dass sich jemand bei der deutschen Regierung bedankt.

Wow. Mir schießt durch den Kopf, dass wenn ich mit Niederländern, Belgiern und Franzosen irgendwo in den Mittleren Osten fliehen und dadurch meine Herkunft und Heimat aufgeben würde, mir nach einigen Wochen Zusammengepferchtsein auch egal wäre wo ich mal herkam. Kritiker, die der Meinung sind, dass man verschiedene Nationalitäten nach Herkunftsland separieren müsse um Streit zu verhindern, argumentieren an der Realität vorbei. Die Realität ist: Du bist staatenlos! Du bist kein Jemeniter, kein Afghane, kein Iraker und kein Syrier mehr. Du bist Mensch.

Eine wilde Party wird gefeiert. Statt „Sympathy of a Devil“ läuft nun arabische Musik über die Lautsprecher. Flüchtlinge zeigen den Deutschen wie man darauf tanzt. Flüchtlingskinder bekommen von den Demonstraten Süßigkeiten und Müsliriegel – Zum Ärgernis der Mütter. Immerhin ist es schon nach 20:00 Uhr. Und ausserdem sind Süßigkeiten schlecht für die Zähne. Die Männer rauchen ihre Zigaretten und schicken Fotos an ihre Freunde und Familie.

Flüchtlinge und Demonstranten tanzen gemeinsam auf arabische Musik.
Flüchtlinge und Demonstranten tanzen gemeinsam auf arabische Musik.

Die Polizei beleuchtet das Szenario mittels Flutlichtanlage. Alles verläuft friedlich und jeder der Anwesenden hat ein mildes Lächeln auf den Lippen. Es folgen Wortbeiträge und Gesänge der Flüchtlinge auf Englisch und Arabisch. Abwechselnd Jubeln die Demonstranten und die Flüchtlinge. Eine tolle Erfahrung!

Gegen 21:00 Uhr gibt die Demonstrationsleitung bekannt, dass es nun gemeinsam zurück zum Bahnhof geht um die Veranstaltung abzuschließen. Flüchtlingsfamilien begleiten uns bis dorthin und Winken und bedanken sich. Vereinzelt werden Abschiedsfotos gemacht. Es gleicht ein wenig einer Parade, die bejubelt wird. Ich sehe eine junge Demonstrantin, die einen jungen Araber umarmt und sich in Tränen von ihm losreisst. Sie schaut mich weinend an. Ich bin sprachlos. Einige Flüchtlinge rufen ihr zu: „Don’t cry!“

Vor dem Bahnhof Heidenau trennen sich die Wege der Studentengruppe und mir. Sie haben beschlossen bis spät Abends in Heidenau zu bleiben und die Flüchtlinge nicht unbeaufsichtigt zu lassen. Ich vermute, dass sie zum Praktiker zurückgegangen sind und dort mit den Menschen weitergefeiert haben.

Gegen 22:00 Uhr bin ich wieder zurück im Hotel. Die Demonstration, der Marsch, der Empfang: Das war alles überwältigend. Dresden ist eine welt- und kulturoffene Stadt. Heidenau steht „nur“ als Symbol für die Angst der besorgten Bürger in Deutschland. Angst vor Neuem und Angst vor Veränderung. Eine Angst, die einen Keil zwischen Flüchtlinge, Geduldete, Aslybewerber, Migranten und Deutsche treibt und einen Spalt entstehen lässt, der nur schwer wieder verheilt. Niemand wird gezwungen alles gut zu finden, was eine Regierung tut. Aber bei Gewalt gegen Menschen hört Toleranz auf.

Ich für meinen Teil hatte ein unvergessliches Wochenende in Dresden und Heidenau und freue mich auf den nächsten Besuch.

One thought to “Im Zeichen der Solidarität: Ein Abstecher nach Heidenau”

  1. HAllo, richtig guter Bericht ! Lebendig geschrieben und mit Fotos und Video. Als wäre man dabei gewesen. Und dabei habe ich nur wissen wollen, wie man eine Umwälzpumpe umbaut… ;-)

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